Trotz «Gepiepse» gerne im ÖV
Bettina Kunz leitet das Medienteam des Flughafens Zürich. Fürs Pendeln und Reisen setzt sie regelmässig auf den Zug. In einem Punkt könne der ÖV aber nicht mit dem Flugzeug mithalten.
«Wenn ein Flugzeug von der Piste abhebt, schlägt mein Herz höher», sagt Bettina Kunz. Auch an ganz normalen Arbeitstagen dürfte sich der Puls der Frauenfelderin also ein ums andere Mal beschleunigen. Von ihrem Büro aus sieht sie nämlich täglich Dutzende Flugzeuge starten und landen. Kunz leitet seit zwei Jahren die Kommunikationsabteilung des Flughafens Zürich. Sie und ihre Kolleginnen wurden bereits mehrfach von den Schweizer Journalistinnen und Journalisten als Medienteam des Jahres ausgezeichnet.
26 Minuten zum Arbeiten
Dass ein so «schwerer Vogel» in die Luft abheben kann, beeindruckt Kunz nach wie vor. «Im Gegensatz dazu ist es irgendwie greifbarer, dass ein Zug fährt.» Da freue sie sich dafür, wenn er pünktlich einfährt und sie sicher ans Ziel bringt. Die 26-minütige Zugfahrt zwischen ihrem Wohnort Frauenfeld und dem Flughafen nutzt die 37-Jährige, um sich auf den Tag vorzubereiten. Abends schliesst sie im Zug die letzten Arbeiten ab.
44 Prozent kommen per ÖV
Ein Datum bleibt Bettina Kunz besonders in Erinnerung: «Am 15. Juni 2022 konnte in Zürich kein Flugzeug mehr starten oder landen.» Noch im Zug gab sie die ersten Radio-Interviews, was sich als nicht einfach erwies: «Wegen des Gepiepses der Türen musste ich ein Interview dreimal beginnen.» Trotzdem: Bettina Kunz ist gerne im ÖV unterwegs. «Man kann während der Fahrt lesen, arbeiten, einen Film schauen oder einfach entspannen und rausschauen.» Auch für den Flughafen Zürich spiele der ÖV eine wichtige Rolle. Regelmässig werde ausgewertet, wie viele Fluggäste und Besuchende per ÖV an den Flughafen reisen. Mit 44 Prozent liege der Anteil aktuell leicht über dem Zielwert.
Ausflugtipp von Bettina Kunz
Ich mag die Postautofahrt von Frauenfeld nach Steckborn sehr gerne, aber auch die Fahrt von Frauenfeld nach Weinfelden: Auf der linken Seite sieht man die Rebberge und auf der rechten Seite – bei gutem Wetter – die Berge.
Reservation schadet nicht
Gibt es etwas, das der ÖV vom Flugbetrieb lernen kann? «Vor allem der internationale Zugverkehr könnte beim grenzüberschreitenden Ticketverkauf einiges abschauen», findet Kunz. Es sei heute viel einfacher, einen Flug nach Barcelona inklusive Hotel zu buchen, als dies beim ÖV der Fall ist. Besonders kompliziert werde es, wenn die Zugreise durch mehrere Länder führt und mit Umsteigen verbunden ist. Bettina Kunz ist überzeugt: «Leute würden öfter die Bahn nehmen, wenn die Buchung genauso einfach vom Sofa aus möglich wäre wie beim Flugzeug.» Mit einem Augenzwinkern ergänzt sie: «Auf meiner letzten Zugreise durch Dänemark habe ich zudem gelernt: Eine Sitzplatzreservation auf Schnellzugstrecken im Ausland kann nicht schaden.»
(Text: Cyrill Rüegger, Bild: Thurgauer Zeitung / Andrea Stalder)