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Eine runde Sache

Von Lustdorf nach Lustdorf: eine Rundwanderung, die auch im Herbst und im Winter Freude macht. Entspannung pur!

Freier Blick vom ‹Imebärg› Richtung Südosten – über Lommis und das Tanklager Tägerschen Richtung Appenzellerland.

Fünfmal im Stau gestanden diese Woche. Auf dem Trottoir beinahe von einem E-Scooter angefahren worden. An der Ladenkasse leise geflucht über die Konsumperson, deren Zahlvorgang nun schon zwei Minuten andauert – wir wollen hier nicht das Klischee bemühen von der alten Frau, die im Zeitlupentempo Münz aus dem Beutel klaubt, es gibt auch Menschen anderen Alters, die den Lauf der Dinge ungebührlich aufhalten, – zum Beispiel junge Leute, deren Twintüberweisung nicht klappt: Sie stehen in der Schlange und möchten gefälligst zu Hause ankommen, bevor der Fisch fault!

Die Fachleute würden jetzt sagen: «Ganz normaler Alltag. Mit einer Tendenz zu Dichtestress.» Beidem möchten Sie vielleicht zwischendurch entfliehen. Wir haben das Rezept für Sie: Die Rundwanderung von Lustdorf über den ‹Imebärg› und über Stählibuck zurück nach Lustdorf.

Das fängt ja schon vielversprechend an mit dem Namen des Dörfchens, das wir als Ausgangspunkt nehmen: Lustdorf! Im Ortsnamenbuch der Schweiz ist Lustdorf als «Dorf des Liuz« oder «Dorf des Luoz» erklärt, mit der Lust als solcher hat das also nichts zu tun, die bringen Sie ja sowieso selber mit. Buslinie 838 fährt ab Frauenfeld oder Weinfelden tagsüber stündlich hin, sonntags alle zwei Stunden. Bahnhof hat Lustdorf zwar keinen, aber dafür eine Kirche. Überdies ist Lustdorf im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz aufgeführt.

Der aus Bruchsteinen erbaute Kirchturm von Lustdorf diente einst als Wehrturm.
Der aus Bruchsteinen erbaute Kirchturm von Lustdorf diente einst als Wehrturm.

Auf dem Rücken des ‹Imebärg›
Wir steigen in Lustdorf aus dem Bus. Keine E-Scooter, keine Migros, kein Coop, kein Aldi, kein Lidl, nicht einmal ein Volg, der ist ja sonst überall, wo die Grossverteiler keinen Bock mehr darauf haben. Und schon gar keinen Stau. Schön. Wir wenden uns Richtung Süden und queren beim Getschhuuser Weiher den Altbach, dessen Wasser wir später zwischen Chöll und Dingenhart wieder begegnen werden.

Aber jetzt heisst es erst einmal, Höhe zu gewinnen Richtung ‹Imebärg›. Erst über Wiesland, dann durch Wald erreichen wir den breiten Rücken dieses Hügels, der gegen Stettfurt hinunter steil abfällt. Ein paar hübsche Aussichtspunkte gibt es da, einen sogar mit Alpenzeiger, der dem tollen Panorama, das sich eröffnet, die richtigen Namen zuweist. Aber bitte keinen Stress: Aussicht macht auch fröhlich, wenn man nicht jeden Hügel mit Namen kennt.

Schloss Sonnenberg 2011 – vor Beginn der bis heute andauernden Bauarbeiten.
Schloss Sonnenberg 2011 – vor Beginn der bis heute andauernden Bauarbeiten.

Am westlichen Ende des ‹Imebärg› erhebt sich stolz das Schloss Sonnenberg, das 2007 vom Kloster Einsiedeln an einen Privaten verkauft wurde und seit Jahren im permanenten Renovationsmodus steckt. Ein Baukran ist Zeuge der langwierigen Story, findige Stettfurter Brauer (Stettfurt ist die Gemeinde am Südfuss des ‹Imebärg›) haben diesem Zeugen ein Bier gebraut.

Darauf ein Glas Kranebärger!

Dominic Mettler (links), Tinu Zaugg und ihr Team betreiben die Kleinbrauerei Brau-Schüür AG in Stettfurt. Das «Kranebärger», gebraut auf Basis eines Kölsch, spielt auf den grossen Baukran beim Schloss Sonnenberg an, der sich dort seit längerem breit (nein: hoch) macht. «Falls der Kran in näherer Zukunft abgebaut wird, könnte der Name in ‹Sunnebärger› abgeändert werden», künden die Craftbierbrauer an… www.brau-schüür.ch

148 Stufen zur Aussichtsplattform
Hinunter nach Chöll gehts danach teilweise auf etwas steileren, schmaleren Wegen. Aber auch diese Passagen auf der Rundwanderung sind eine glatte Enttäuschung für Leute, die sich erst wohl fühlen, wenn gutes Schuhwerk, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefordert sind. Ambitioniertes Spazieren trifft die Sache eher.

Auf dem Weg vom ‹Imebärg› nach Chöll hält ein hölzernes Wildschwein Wache.
Auf dem Weg vom ‹Imebärg› nach Chöll hält ein hölzernes Wildschwein Wache.

Chöll ist ein hübscher Weiler, der zur Gemeinde Stettfurt gehört, die Tafel «Naherholungsgebiet» in einem Vorgarten lässt auf Bewohner schliessen, die ihre Abgeschiedenheit mit einem Schuss Humor geniessen. Danach wandern wir weiter talwärts bis zum Bett des Tuenbachs, in dem auch das Altbachwasser von Getschhuuse herkommend fliesst, und von nun an wieder aufwärts über Dingenhart zum Stählibuck.

In das Restaurant, das dort direkt bei der Postautohaltestelle liegt, flüchten gern die dichtegestressten Städterinnen und Städter aus Frauenfeld. Mit emsigem, gut gelauntem Service bietet das Personal der Ausflugsbeiz aber auch einem Schönwetteransturm Paroli. Deshalb ist sie ein guter Tipp für die wohlverdiente Vesper, zumal das Restaurant Stählibuck alle Tage geöffnet hat.

Gaumen- und familienfreundlich

Das Restaurant Stählibuck bietet Gourmets und Familien gleichermassen einen Ort, an dem sie gern verweilen. Die Küche legt Wert auf saisonale Kompositionen und regionale Rohstoffe, die Ergebnisse schmecken Geniessern. Aber auch Kinder kommen auf ihre Kosten – zum Beispiel mit Globi-Maccaroni, Peter-Hörnli und Papa-Moll-Schnipo. Zum Restaurant gehört ein Spielplatz und ein kleiner Tierpark, unter anderem mit Rentieren. Warme Küche gibts unter der Woche mittags und abends, am Wochenende und an Feiertagen ganztags. www.restaurantstaehlibuck.ch

Bis zum berühmten Stählibuckturm sind es dann nochmals ein paar Höhenmeter. Und wer die geschafft hat, steigt auch noch die 148 Stufen zum Aussichtsturm hoch, um dieses Gefühl ja nicht zu verpassen, das alle Thurgauerinnen und Thurgauer in ihrem Leben mal haben müssen: Thurgau rundum, und weiter weg der Rest der Welt!

Völlig losgelöst: Auf dem Stählibuckturm geniessen Sie die freie Sicht und die mit jeder Tages- und Jahreszeit wechselnde Stimmung.
Völlig losgelöst: Auf dem Stählibuckturm geniessen Sie die freie Sicht und die mit jeder Tages- und Jahreszeit wechselnde Stimmung.

Vom Stählibuck über Friedberg zurück nach Lustdorf folgt dann die Strecke, die diesen Rundweg definitiv zur Antistresstherapie erhebt. Anmutig sich wellendes Gelände, nichts, was nach Aufmerksamkeit schreit. Sie atmen. Sie laufen. Sie schauen um sich. Sie kommen zur Ruhe. Schön wars, werden Sie sagen. Wir kommen wieder.

Weitere Infos finden Sie im PDF zum Herunterladen: Panoramaweg Lustdorf

Alle Wandertipps

Hier finden Sie alle bislang erschienenen Wandertipps von thurgaumobil in der Übersicht.


(Text: Martin Jakob, Bilder: Sabine Joss, Kirchgemeinde Thunbachtal, Roland Zumbühl, Verein Erlebnis-Frauenfeld, zVg)