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In Kreuzlingen reicht ein «Stutz»

Seit Anfang Jahr kostet eine Fahrt mit dem Kreuzlinger Stadtbus nur noch einen Franken. Tiefbauchef Sandro Nöthiger zieht eine Zwischenbilanz und betont: Nicht nur Busfahren ist günstiger.

Erwartungen übertroffen: Sandro Nöthiger, Leiter Tiefbau bei der Stadt Kreuzlingen, demonstriert vor einem Stadtbus den Ticketpreis – einen Einfränkler.

Herr Nöthiger, wie kommt der Stützlibus in Kreuzlingen an?
Unsere Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen: In der Zone 256, in welcher der Stützlibus unterwegs ist, haben sich die Verkäufe im Einzelbillett-Sortiment in den ersten drei Quartalen 2024 mehr als verdoppelt. Auf die Fahrgastzahlen im Stadtbus macht dies eine Steigerung von rund sieben Prozent aus, was etwa 61'000 Fahrgästen entspricht. Wichtig zu wissen ist, dass nicht nur der Stadtbus subventioniert wird, sondern die ganze Zone 256.

Was bedeutet das?
In der Zone 256 kosten auch Fahrten mit dem Postauto und der Bahn nur einen Franken. Durch die gegenseitige Tarifanerkennung mit der Stadt Konstanz ist das Kreuzlinger Busbillett sogar in Konstanz gültig. Infolgedessen kann man zum Beispiel für einen Franken von Kreuzlingen bis zur Insel Mainau fahren.

Welche Erfahrungen haben Sie abgesehen von den Statistiken gemacht?
Die Feedbacks sind durchwegs positiv, insbesondere aus der Bevölkerung. Das wurde im Rahmen des Neuzuzüger-Abends deutlich, an dem wir viel Lob erhielten. Ein solches Angebot in einer Stadt mit weniger als 25'000 Einwohnenden ist nicht selbstverständlich.

Bewahrheitet sich die Befürchtung, dass der Stützlibus vor allem von Personen genutzt wird, die vorher zu Fuss oder per Velo unterwegs waren?
Diesbezüglich ist es sehr schwierig, eine verlässliche Aussage zu machen. Dafür bräuchte es eine grossangelegte und kostenintensive Befragung, die aktuell nicht vorgesehen ist. Aufgrund der erhaltenen Rückmeldungen gehen wir davon aus, dass ein Umsteigeeffekt von sämtlichen Verkehrsmitteln stattgefunden hat.

Der Preis ist nur ein Argument für den Umstieg auf den Bus. Was unternehmen Sie darüber hinaus?
Das ist korrekt. Damit der ÖV vermehrt benutzt wird, muss er klare Vorteile gegenüber dem Auto bieten. Das fängt mit einem engmaschigen Netz von Haltestellen an. Es darf aber auch nicht zu viele Haltestellen haben, weil dies einen negativen Einfluss auf die Pünktlichkeit und die Gesamtfahrzeit haben kann. Neben der Fahrplanstabilität sind auch ein dichter Takt und eine gute Infrastruktur wichtig, also beispielsweise Sitzgelegenheiten und überdachte Buswartehäuschen. Daran arbeiten wir laufend.

Wie lässt sich die Fahrplanstabilität konkret verbessern?
Wir prüfen laufend neue Massnahmen. Die grössten Herausforderungen sind das hohe Verkehrsaufkommen, der bereits ausgereizte Fahrplan und die Baustellen auf den Hauptverkehrsachsen. Umgesetzt haben wir zum Beispiel die Verknüpfung von Buslinien oder temporäre Busbeschleunigungsmassnahmen mittels Lichtsignalanlagen. Weitere Massnahmen sind geplant – zum Beispiel an den Verkehrskreiseln. Konkret sind Lichtsignalanlagen vorgesehen, die zum Einsatz kommen, wenn der Bus zum Kreisel fährt. Die Fahrtrichtung des Buses erhält grün und die anderen Achsen erhalten rot. Dadurch entleert sich der Kreisel und der Bus kann bevorzugt werden. Sobald der Bus den Kreisel passiert hat, wird der Verkehr wieder in alle Richtungen freigegeben.  

Der Pilotversuch läuft bis 2026. Sind Sie zuversichtlich, dass der Stützlibus bestehen bleibt?
Ich würde es selbstverständlich begrüssen, wenn der Stützlibus auch nach der Pilotphase in Kreuzlingen unterwegs ist. Gegen Ende der dreijährigen Versuchsphase werden wir die Auswirkungen detailliert analysieren. Ob der Stützlibus weitergeführt wird, ist letztlich ein politischer Entscheid von Stadt- und Gemeinderat.


(Interview: Cyrill Rüegger, Bild: Raffael Soppelsa)