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Jetzt fährt die Zukunft an

Ab dem 9. Dezember 2018 ist der Fahrplan 2019 gültig. Mit ihm werden die 300 Millionen Franken spürbar, die in den letzten Jahren ins Thurgauer Schienennetz geflossen sind.

«Schneller beim Schatz»: Fabiola Brändle und ihr Freund Basil Baumann schliessen sich am Bahnhof Weinfelden in die Arme. Die Szene entstand bei den Dreharbeiten für die Werbekampagne zum Fahrplan 2019.

1.3 Millionen Kilometer mehr ÖV pro Jahr im Kanton Thurgau: Das bringt der Fahrplan 2019 mit sich. So viele Änderungen gab es seit Einführung des Taktfahrplans 1982 noch nie. Nötig waren dafür elf Ausbauprojekte und Investitionen von rund 300 Millionen Franken – grösstenteils aus dem Bahninfrastrukturfonds des Bundes. Doch wie merken das die Passagiere konkret?

Beschleunigung macht’s möglich
Fabiola Brändle fährt regelmässig mit dem Zug von Winterthur nach Weinfelden. Es ist eine Rückkehr in die alte Heimat: Die 24-Jährige ist vor rund zwei Jahren nach Winterthur gezogen. In Weinfelden wohnen nach wie vor ihre Familie und viele Bekannte. Ab dem 9. Dezember wird sie jedes Mal eine knappe Minute schneller bei ihnen sein. Statt bis maximal 125 können die Züge zwischen Weinfelden und Winterthur neu bis 150 Kilometer pro Stunde beschleunigen. Aufgrund dieser Geschwindigkeitserhöhung und der Infrastrukturausbauten zwischen Zürich und Winterthur beträgt der Zeitgewinn auf der Strecke Zürich–Romanshorn beziehungsweise Zürich–Kreuzlingen sogar rund fünf Minuten.

Teilweise doppelt so viele Züge
Die Beschleunigung habe den grossen Angebotsausbau erst möglich gemacht, erklärt Stefan Thalmann, Leiter der Abteilung Öffentlicher Verkehr des Kantons Thurgau. Dank ihr konnten die Anschlüsse so optimiert werden, dass sich die Reisezeit von der Seelinie nach Zürich um eine Viertelstunde verkürzt. Zudem wird das Angebot erheblich ausgebaut. Zum Beispiel fahren zwischen Weinfelden und Romanshorn 2019 doppelt so viele Züge wie vorher. Auch kleinere Dörfer profitieren, weil gleichzeitig die Busverbindungen ausgebaut werden. Einen Überblick über die wichtigsten Änderungen liefert die Infografik.

Nicht alles wird besser
Stefan Thalmann verschweigt indes nicht, dass es an einigen Orten auch Verschlechterungen gibt. So müssen Bahnfahrer, die von Bettwiesen oder Märwil nach St. Gallen fahren, in Wil neu 20 Minuten warten. Trotz diversen Abklärungen – teils bis auf Bundesebene – habe keine bessere Lösung gefunden werden können, bedauert Thalmann. «Auch wenn es für die Betroffenen ein schwacher Trost ist: In der Summe gibt es wesentlich mehr Leute, die vom Fahrplanwechsel profitieren.»

Neuen Schub verleihen
Die Investition ins Schienennetz sei ein klares Zeichen für eine umweltfreundliche Mobilität, betont Thalmann. Der Fahrplan 2019 soll dem ÖV im Thurgau neuen Schub verleihen. Die Passagierzahlen sind zwar zwischen 2005 und 2015 um mehr als 60 Prozent gestiegen, haben in den letzten Jahren aber stagniert. Ein Grund seien sicherlich die vielen Baustellen gewesen.

Noch nicht am Ziel
«Jetzt müsste der ÖV einfach noch günstiger werden», wünscht sich Fabiola Brändle. In den Preisen sieht sie den Hauptgrund, weshalb nicht noch mehr Leute vom Auto auf den ÖV umsteigen. Ein grösseres Angebot habe auch höhere Kosten zur Folge, relativiert Stefan Thalmann. Die Abgeltungen des Kantons Thurgau und der Gemeinden an den öffentlichen Verkehr steigen 2019 von knapp 48 auf gut 56 Millionen Franken. Aber auch Thalmann sieht den ÖV noch nicht am Ziel angekommen. Tatsächlich machen sich die Fahrplanplaner bereits heute Gedanken zum ÖV in 15 Jahren. Erfahren Sie mehr dazu.

(Text: Cyrill Rüegger, Bild: Koch Kommunikation)