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Sie geben den Takt an

Ihre Arbeit beginnt teilweise schon 20 Jahre im Voraus: Thomas Schmocker und Ursula Gamper planen Fahrpläne. Wie das funktioniert und weshalb sie mit dem Fahrplan 2019 zumindest vorläufig zufrieden sind.

Komplex: Bis ein Fahrplan steht, vergehen Jahre.

Bei den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) arbeiten rund 150 Fahrplanplanerinnen und -planer. Thomas Schmocker ist einer von ihnen. Am Anfang jedes Fahrplans stehe eine Reihe von Fragen: Wie hoch ist die Mobilitätsnachfrage in Zukunft? Wie wird sie am effizientesten bewältigt? Und welche Infrastrukturanpassungen sind dafür nötig?

Kantone bestellen den ÖV
Ist die Finanzierung geklärt und sind die Ausbauarbeiten in Gang, beginnen Schmockers Kollegen in der Mittel- und Langfristplanung mit dem Aufbau des Fahrplans. Noch immer dauert es Jahre bis zu dessen Einführung. «Im Laufe der Zeit wird der Fahrplan weiter verfeinert», erklärt Thomas Schmocker. Dazu brauche es eine konstruktive Zusammenarbeit mit den regionalen ÖV-Betreibern. Ursula Gamper ist bei der Regionalbahn Thurbo für die Angebotsplanung zuständig. Bei ihr reicht der Kanton Thurgau seine konkrete ÖV-Bestellung ein: Von wo bis wo, von wann bis wann, in welchem Takt und mit welchen Anschlüssen sollen die Regionalzüge verkehren?

Vergabestelle hat letztes Wort
«Zusammen mit den SBB prüfen wir, ob die Bestellung umsetzbar ist», sagt die ausgebildete Betriebsdisponentin. Natürlich sei der Kanton Thurgau nicht die einzige Bestellerin. Auch andere Kantone und Verkehrsverbünde treten an die Planer heran. Dabei könne es schon mal zu Bestellungen kommen, die sich gegenseitig verunmöglichen, sagt Schmocker. In solchen Fällen komme die unabhängige Trassenvergabestelle zum Zug. «Sie sucht mit den Planern und den Antragsstellern intensiv nach Lösungen. Würde keine gefunden, läge der Entscheid bei ihr.»

In der Hauptverkehrszeit wird‘s eng
Am Ende des mehrjährigen Prozesses resultiert der fertige Fahrplan. Wobei er eigentlich nie ganz fertig ist. Längst haben die Arbeiten für die nächsten Fahrpläne begonnen. So würden derzeit bereits die Ausbauschritte 2030 und 2035 geplant. Wo besteht aus heutiger Sicht das grösste Potenzial? «Die SBB betreibt das meistgenutzte Bahnnetz in Europa», betont Schmocker. «Wir sind auf vielen Strecken bald an der Kapazitätsgrenze angelangt – aber nur in der Hauptverkehrszeit. Das Potenzial dazwischen müssen wir noch besser ausnutzen.»

Bewährungsprobe kommt noch
Mit dem Fahrplan 2019 ist Thomas Schmocker sehr zufrieden. Gerade in der Ostschweiz werde es viele positive Neuerungen geben. Sein persönlicher Höhepunkt sei die Verlängerung der S10 zwischen Wil und Weinfelden bis nach Romanshorn. Dadurch entstehe eine attraktive Taktverdichtung. Ursula Gamper stimmt zu. Sie freue sich darüber, dass mit dem Fahrplan 2019 auf fast allen Thurgauer Linien der Halbstundentakt angeboten wird. Für ein abschliessendes Urteil sei es aber noch zu früh: «Zuerst muss der Fahrplan nun von den Reisenden ‹getestet› werden.»

(Text: Cyrill Rüegger, Bild: Koch Kommunikation)