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Wasserschloss setzt die Krone auf

Der zweite Teil des Mittelthurgauer Schlosswegs bietet alles, was das Wandererherz begehrt: betörende Landschaften, schmucke Bauernhäuser und ein imposantes Schloss.

Schloss Hagenwil ist mindestens 758 Jahre alt und das einzige noch erhaltene Wasserschloss in der Ostschweiz.

Vom Bahnhof Sulgen geht es zuerst in den Untergrund. Gemeint ist die Strassenunterführung, welche die Bahnlinien unterquert. Nach so viel Beton sind die Wanderer froh, wenn sie im Sulger Unterdorf wieder ans Licht kommen. Von hier geht es hinauf nach Bleiken. Der Dorfkern stimmt die Wanderer darauf ein, was sie in den nächsten vier Stunden erwartet: liebevoll gepflegte Bauernhäuser, umgeben von herrlicher Landschaft.

«Hohfels» läutet Weingüter ein
Mühelos gewinnt man weiter Höhe, auf der rechten Seite ein imposanter Blick hinab nach Kradolf-Schönenberg, im Hintergrund die sanften Hügel des Fürstenlands, begrenzt von Säntis und Churfirsten. Am schönsten Aussichtspunkt ist eine komfortable Grillstelle eingerichtet. Sanft biegt der Weg nach Osten, führt vorbei an Hochstamm-Obstbäumen.

Je näher man dem Weinbauerndorf Götighofen kommt, umso eher ersetzen Reben die Obstplantagen. So wie der prächtig gelegene Rebberg «Hohfels» des Weinguts Huber in Gutbertshausen. Es ist das erste von mehreren Weingütern auf dem Weg.

Hochwertige Weine

Die Weingüter am Ottenberg auf dem ersten Teil des Schlosswegs sind zwar bekannter, das Angebot auf der zweiten Etappe zwischen Sulgen und Amriswil sollte aber keinesfalls unterschätzt werden. Die hochwertig produzierten Weine in der Region können zu festen Zeiten oder nach Absprache degustiert werden. So zum Beispiel im Weingut Huberwein beim Weiler Gutbertshausen, kurz vor Götighofen. Vater Christian Huber (Bild unten) sowie Sohn Roger und dessen Frau Carmen bauen auf drei Hektaren Trauben an. «Wir haben uns der Produktion von Qualitätswein verschrieben», sagt Christian Huber. «Eine andere Chance hat man als Kleinbetrieb gar nicht. Was man den Reben Gutes tut, kommt im Wein zurück.» Rezepte dafür sind regelmässiges Auflockern der Erde im Rebberg, das Ansäen von Blumenwiesen sowie der Verzicht auf Herbizide. huberwein.ch

Christian Huber schneidet Reben zurück im Weinberg Hohfels.

Noch mehr Weingüter:
 Türmliwy, Buchackern, tuermliwy.ch
Zum Weinberg, Amriswil, weinberg-amriswil.ch
Wasserschloss Hagenwil, schloss-hagenwil.ch
 

Weiter führt der Weg entlang der Rebberge von Götighofen gen Osten und bietet immer wieder herrliche Ausblicke bis weit in den Oberthurgau. Achtung vor Golfbällen Unvermittelt taucht in einer Senke das prächtige Riegelhaus des Hofs «Thalacker» auf. Auf dem Weingut bewirtschaftet Familie Löpfe bereits in vierter Generation drei Hektaren Reben. Die unter dem Oberbegriff «Türmliwy» bekannten Erzeugnisse können vor Ort degustiert werden.

Hof Thalacker in Buchackern.
Hof Thalacker in Buchackern.

Beschwingt erreicht man so den Ort Buchackern, der zur Gemeinde Erlen gehört. Bald tauchen die ersten Golferinnen und Golfer auf. Angesichts eines Schilds, das vor heranfliegenden Golfbällen warnt, ist man froh, dass sich der Weg bald in einen dichten Wald schlängelt. Der federnde Torfboden deutet auf Wasservorkommen hin, und tatsächlich taucht plötzlich der idyllische Biessenhofer Weiher auf. Hier lädt eine gut ausgestattete Rast- und Grillstelle zur Pause ein.

Danach geht es weiter durch dichten Wald, bevor man in der Ferne den Bodensee erblickt und die Ortschaft Schocherswil erreicht. Damit ist bereits die Hälfte der Wegstrecke zurückgelegt und eine Restauration angezeigt, zum Beispiel im historischen Gasthaus Hecht. Wer die Wanderung unterbrechen möchte, nimmt an der Haltestelle einen Bus der Linie 943 nach Amriswil oder Bischofszell.

Per Bus oder Höhenweg ans Ziel
Hinter Schocherswil lockt ein weiterer Höhepunkt der Wanderung: das Naturschutzgebiet Hudelmoos (siehe Kasten). Nach einem romantischen Tobel mit prächtigen Nussbäumen weist in Räuchlisberg eine erste Hinweistafel die Richtung zum einstigen, heute von Wald umgebenen Hochmoor. Der Weg streift den nordöstlichen Teil des Naturschutzgebiets. Es lässt sich aber auf gut beschilderten Pfaden leicht genauer erforschen.

Hochwertige Natur

Ein einzigartiges Naturerlebnis bietet das Feuchtund Moorgebiet Hudelmoos (Bild unten), das die Wanderer nach der Ortschaft Räuchlisberg erreichen. Entstanden ist es vor rund 12‘000 Jahren, als die Gletscher abschmolzen und in Senken mit undurchlässigem Untergrund viel Wasser zurückliessen. Dort siedelten sich verschiedene Pflanzen wie zum Beispiel Torfmoose an. Die abgestorbenen Pflanzenreste, die sich im Wasser nicht vollständig zersetzen konnten, bildeten vor 10‘000 Jahren ein Flachmoor. Ab etwa 7000 Jahren hob sich der Torfkörper dank des Pflanzenwachstums, und es entstand ein extrem nährstoffarmes und saures Hochmoor. Der Torf, der einen etwa doppelt so hohen Brennwert wie Holz aufweist, wurde während rund 200 Jahren, ab 1730 bis etwa 1950, von den Bewohnern der umliegenden Siedlungen, die ein «Ofenrecht» besassen, abgebaut und zum Heizen der Wohnhäuser verwendet. Heute ist das Hudelmoos ein Moor- und Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung und steht unter strengem Schutz. hudelmoos.com

Das Hudelmoos im Winterkleid.

Am Ende des Waldes öffnet Lohnende Zwischenstopps sich der Blick wieder auf Bodensee und Alpenrand. Nun ist es nicht mehr weit nach Hagenwil. Zunächst taucht der spitze Kirchturm auf. Bald stehen die Wanderer vor dem prächtigen Ensemble des Wasserschlosses Hagenwil und fühlen sich unvermittelt ins Mittelalter versetzt. Das einzige bis heute erhaltene Wasserschloss der Ostschweiz ist seit 200 Jahren in Besitz der Familie Angehrn. Auch die siebte Generation sorgt dafür, dass die Gäste das eindrückliche Ambiente geniessen und es sich bei Speis und Trank gut gehen lassen können.

Wer nun das Gefühl hat, man habe sich genügend angestrengt oder im Schloss zu reichlich gezecht, kann hier problemlos die Wanderung beenden und sich vom Bus zu einem der nahegelegenen Bahnhöfe in Amriswil oder Muolen fahren lassen. Wer die vier restlichen Kilometer nach Amriswil zu Fuss bewältigt, kommt in den Genuss einer Art Höhenwanderung mit Alpenblick. Zudem bietet sich die Möglichkeit, die Wanderung im heimeligen Restaurant «Zum Weinberg» in Egg mit eigener Wein- und Fleischproduktion ausklingen zu lassen.

Weitere Informationen finden Sie im PDF zum Herunterladen: Schlossweg von Sulgen nach Amriswil

Entdecken Sie auch den ersten Teil des Schlosswegs!

Alle Wandertipps

Hier finden Sie alle bislang erschienenen Wandertipps von thurgaumobil in der Übersicht.

(Text: Florian Stöckli, Bilder: Raffael Soppelsa /  Cyrill Rüegger / Florian Stöckli / Reto Bänninger)