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«Thurgau liegt mir am Herzen»

Das Thurgauer Zugbauunternehmen Stadler Rail wird 80-jährig. Inhaber Peter Spuhler spricht über Herausforderungen und verrät, was ihn stolz macht.

«Unsere Züge werden zur Effizienzsteigerung beitragen müssen», sagt Peter Spuhler.

Herr Spuhler, wie ist Stadler Rail im Jubiläumsjahr unterwegs?
Stadler erreichte im ersten Halbjahr 2022 ein hohes Wachstum im Auftragseingang – trotz äusserst herausfordernder wirtschaftlicher Rahmenbedingungen mit einer Kombination aus Inflation, Lieferkettenproblemen, Währungsverwerfungen und geopolitischen Spannungen. In den letzten zwei Jahren haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und die Weichen für eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung mit einer verbesserten Profitabilität gestellt.

Seit 60 Jahren ist Stadler Rail im Thurgau angesiedelt. Wie ist es möglich, dass im kleinen Bussnang eine solche Erfolgsgeschichte geschrieben wird?
Die Erfolgsgeschichte von Stadler war immer eine Mannschaftsleistung. Wir haben die besten und motiviertesten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für unsere Erfolgsgeschichte gefunden. Zudem haben sowohl die Gemeinde Bussnang als auch der Kanton Thurgau mit ihrer wirtschaftsfreundlichen Politik dazu beigetragen.

Welches war die grösste Herausforderung, als Sie vor über 30 Jahren Stadler Rail übernommen haben, und was haben Sie daraus gelernt?
Am meisten lernt man aus den herausfordernden Situationen – so etwa, als wir innerhalb von nur 23 Monaten den neuen Hochgeschwindigkeitszug «Smile» entwickelt und gebaut haben. Um Herausforderungen zu meistern, braucht es ein Team, das diese gemeinsam anpackt – und das habe ich bei Stadler immer gehabt.

Im Bereich «alternative Antriebe» ist Stadler Rail Marktführer. Welches Potenzial haben Züge mit Wasserstoffantrieb?
Der nachhaltigste Antrieb ist immer noch der Strom über die Oberleitung. Jedoch hat nicht jedes Land einen so hohen Elektrifizierungsgrad wie die Schweiz – in den USA sind es gerade mal ein Prozent. Hier können Wasserstoffzüge den Dieselantrieb ersetzen. In europäischen Ländern mit teilweise elektrifizierten Strecken bieten sich Batteriezüge zur Überbrückung an. Bei Stadler haben wir beide Antriebe im Portfolio. Wir suchen immer die beste Lösung für die Kundschaft.

Wie sehen die Stadler-Züge der Zukunft aus?
Unsere Züge werden zur Effizienzsteigerung des nachhaltigen Bahnverkehrs beitragen müssen. Sei es durch alternative Antriebe, Anpassung der Produktion – zum Beispiel durch Gewichtsreduktion – oder Digitalisierung.

Wohin entwickelt sich Stadler Rail als Unternehmen?
Früher gab es Unternehmen für den Schienenfahrzeugbau, Unternehmen für deren Unterhalt und Unternehmen für die Signaltechnik. Wir bieten unseren Kunden schon heute Gesamtlösungen an und diese Entwicklung wird weitergehen. Erst per Januar dieses Jahres haben wir beispielsweise unsere Signaltechnik-Kompetenzen in einer eigenen Division gebündelt.

Stadler-Züge fahren mittlerweile auf dem ganzen Kontinent. Welche Bedeutung hat der kleine Thurgauer «Heimmarkt» noch für Sie?
Der Thurgau ist und bleibt eine Herzensangelegenheit von mir. Die damalige Mittelthurgaubahn bestellte als einer der ersten Schweizer Bahnbetreiber unseren Gelenktriebwagen. Es macht mich stolz, dass mit den neuen «Flirt» von Thurbo auch zukünftig Fahrzeuge von Stadler auf Thurgauer Schienen unterwegs sein werden.

Zur Person

Peter Spuhler ist Inhaber und bis Ende Jahr Group CEO ad interim der Stadler Rail AG in Bussnang. Der 63-jährige ehemalige Nationalrat wohnt in Warth-Weiningen.

(Interview: Cyrill Rüegger, Bild: Stadler Rail AG)