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Energie sparen ist nur der Anfang

Bei der Energieeffizienz hängt der Zug das Auto locker ab. Dennoch verfügt auch der ÖV über grosses Energiesparpotenzial.

Werden Gleise bald zum Solarkraftwerk?

Rund vier Milliarden Kilowattstunden Energie verbraucht der Schweizer ÖV pro Jahr. Gemäss Bundesamt für Verkehr entspricht das dem Stromverbrauch einer Million Haushalte. Der grösste Teil davon – rund 2,5 Milliarden Kilowattstunden – entfällt auf die Eisenbahn. Das ist grundsätzlich erfreulich, weil die Züge in der Schweiz mit Strom unterwegs sind. Gerade angesichts der aktuellen Energieknappheit stellt sich dennoch die Frage, wie der Verbrauch reduziert werden kann.

Hier finden Sie die Zahlen und Fakten zur Umsetzung der Energiestrategie 2050 im ÖV.

Mobilität vermeiden oder kombinieren

Bei der Umsetzung der Energiestrategie 2050 im öffentlichen Verkehr stellt der Bund zwei Ziele in den Vordergrund. Erstens soll unnötige Mobilität vermieden werden. Es gilt also grundsätzlich zu überlegen, wie viel Mobilität nötig und sinnvoll ist. Die Homeoffice-Pflicht während der Covid-Pandemie hat in diesem Zusammenhang grosses Potenzial offengelegt.

Zweitens soll die Energieeffizienz erhöht werden. Diesbezüglich nimmt der ÖV schon jetzt einen Spitzenplatz ein: Er trägt nämlich rund einen Fünftel des Verkehrsvolumens der Schweiz, verbraucht dabei aber nur rund einen Zwanzigstel der Energie. Damit der ÖV die Attraktivität weiter steigern kann, sind indes weitere Bemühungen bei der kombinierten Mobilität nötig – zum Beispiel durch den Ausbau von Carsharing-Angeboten an den Bahnhöfen.

Bahngleise werden zum Kraftwerk

Der ÖV hat in punkto Energie aber noch ein ganz anderes Potenzial, wie ein aktueller Versuch in Deutschland aufzeigen soll: Auf einem Streckenabschnitt in Sachsen hat das britische Energieunternehmen Bankset Solarzellen auf die Schwellen montiert. Bankset schätzt, dass durch die Fotovoltaikanlagen pro Kilometer durchschnittlich 0,1 Megawatt Strom produziert werden kann. Auf das gesamte Schienennetz von Deutschland hochgerechnet, könnten so im Idealfall fünf Atomkraftwerke ersetzt werden.

Auch wenn längst nicht alle Streckenabschnitte für die Stromproduktion geeignet und noch viele Fragen unbeantwortet sind, ist das Experiment für die Schweiz interessant. Immerhin verfügt sie über das dichteste Schienennetz in Europa und damit über grosses Potenzial, wenn es darum geht, die Gleise in ein Solarkraftwerk zu verwandeln.

Im Zug wirds etwas kälter

Die Transportunternehmen reagieren auf die Energieknappheit: So senken die Appenzeller Bahnen, die Schweizerischen Bundesbahnen, die Südostbahn und Thurbo in den Wintermonaten die Temperatur in den Fahrgasträumen um etwa zwei Grad. Mit jedem eingesparten Grad Heizwärme dürfte der Energiebedarf pro Fahrgastabteil um sechs Prozent sinken. Wie warm es in den Zügen effektiv sein wird, ist indes stark von der Witterung und der Auslastung abhängig. pd

 (Text: Cyrill Rüegger, Bilder: Bankset Group International)