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«Wir verbessern unsere Abos»

Werner Thurnheer, Geschäftsführer des Ostschweizer Tarifverbunds OSTWIND, über attraktivere Abos, kombinierte Mobilität und Angebote für Firmen.

Senkt mit OSTWIND die Schwelle für ein «Ostschweizer GA»: Geschäftsführer Werner Thurnheer.

Herr Thurnheer, welche neuen Abo-Modelle bringt OSTWIND mit dem kommenden Fahrplanwechsel auf den Markt?
Wir bringen keine neuen Abo-Modelle. Wir verbessern die bestehenden Abos, indem wir die Schwelle für ein ‹Alle Zonen›-Abo von 13 auf 8 Zonen senken. Neu erhält man bereits ab 8 Zonen sozusagen ein GA für die ganze Ostschweiz. Zusätzlich werten wir den Nutzen eines OSTWIND-Abos für alle Inhaberinnen und Inhaber auf. Neu kann der Gültigkeitsbereich der Abos mit Abo-Tageskarten zu attraktiven Preisen tageweise ergänzt werden. Mit der Abo-Tageskarte ‹Weiter› wird der Gültigkeitsbereich auf ‹alle Zonen› erweitert. Mit der Abo-Tageskarte ‹Gemeinsam› kann man für einen Tag eine Begleitperson mit seinem Abo mitreisen lassen und auch dies automatisch in allen Zonen. Beide Abo-Tageskarten gibt es mit dem Zusatz ‹Komfort› als zusätzliches Upgrade für die erste Klasse.

Der ÖV wird heute immer flexibler genutzt. Inwiefern flexibilisiert OSTWIND die Abo-Modelle in Zukunft?
Flexi-Abos, wie diese zum Beispiel in der Westschweiz getestet wurden, führt der OSTWIND vorerst nicht ein. Das OSTWIND-Sortiment bietet heute bereits sehr viel Flexibilität. Wer nicht viel oder auf unterschiedlichen Strecken reist und sich nicht mit den Tarifen auseinandersetzen möchte, kann die Apps Fairtiq oder Easyride benutzen. Für Reisende, die immer dieselbe Strecke reisen, aber nicht genügend oft, damit sich ein Abo lohnen würde, empfehlen wir mit Multi-Tageskarten oder Mehrfahrtenkarten zu reisen. Die Kundinnen und Kunden müssen sich nicht für ein ganzes Jahr entscheiden, wenn die Reisebedürfnisse nicht klar sind. Auch Flexi-Abos müssen für die Reisetage freigeschaltet oder entwertet werden. Preislich sind Flexi-Abos im ähnlichen Bereich wie Multi-Tageskarte anzusiedeln.

Müssten die Abos nicht gerade deshalb mehr Flexibilität bieten?
Wir denken hier weiter. Es geht vielmehr um flexible Mobilität als um flexible ÖV-Abo-Modelle. Auch die Parkplatzsituationen am Arbeitsplatz und zu Hause spielen eine Rolle. Zum Beispiel: Habe ich einen Parkplatz? Was kostet er? Wie oft brauche ich ihn? Flexible Abo-Modelle im ÖV decken nur einen Teil ab. Die Kundinnen und Kunden bewegen sich auch am Abend und am Wochenende. Wir glauben, dass ein grosses Gültigkeitsgebiet und günstige Mitfahrgelegenheiten für Freunde und Familie eine gute Voraussetzung sind, um einen grossen Teil des Mobilitätsbedürfnisses umweltfreundlich abzudecken. Selbstverständlich beobachten wir die Entwicklungen und Erfahrungen in anderen Regionen der Schweiz und prüfen positive neue Erkenntnisse im Dienste unserer Kundschaft.

Für die letzte Meile braucht es meist weitere Mobilitätsträger wie E-Bikes oder E-Scooter. Welche Abo-Lösungen bietet OSTWIND für die kombinierte Mobilität?
OSTWIND hat bereits eine Kooperation mit dem Mikromobilitäts-Anbieter TIER und demnächst auch mit VOI. Bei beiden können OSTWIND-Abo-Inhaberinnen und -Inhaber jeweils vom Erlass der Freischaltgebühr für die Geräte profitieren. Das heisst, die Nutzer bezahlen nur noch den Minutentarif. Zusätzlich werden wir bei einer Studie der HSG mitmachen, welche unter anderem verschiedene Pricing-Modelle für ÖV und Mikromobilitäts-Anbieter untersucht.

Sie bieten Jahresabos für Firmen an: Wie sind diese ausgestaltet?
Für ein OSTWIND-Firmenabo erhalten Mitarbeitende von Firmen, die einen Vertrag mit OSTWIND abschliessen, auf den Regeltarif eines OSTWIND-Jahresabos zwischen ihrem Wohn- und Arbeitsort einen Rabatt. Diesen Rabatt gewährt der Arbeitgeber. Als zusätzlichen Vorteil sind alle OSTWIND-Firmenabos automatisch in allen Zonen gültig; nutzbar für die Arbeit und für die Freizeit, sieben Tage in der Woche.

Die Firmenabos können ab fünf Stück gelöst werden. Weshalb gibt es diese Hürde – gerade angesichts der vielen Kleinunternehmen in der Region?
Damit das attraktive Pricing-Modell des Firmenabos überhaupt funktioniert, braucht es eine Mindest-Abnahme von fünf Firmenabos, das ist korrekt. Der Preis ist eine Mischrechnung aus Firmen- und Mitarbeiter-Anteil. Der Back-Office-Aufwand ist nicht zu unterschätzen, zum Beispiel Vertragsabschluss, Mutationen bei den Mitarbeitenden, Rechnungsstellung an die Firmen, Kundenbetreuung und so weiter. Für kleinere Firmen in einer Region bieten wir die Möglichkeit zum Pooling an. Hier schliessen wir den Vertrag mit einem Haupt-Vertragspartner ab, andere Firmen können sich diesem anschliessen, damit sie zusammen auf mindestens fünf Abos kommen.

Im Zusammenhang mit dem Umbau der St. Galler Stadtautobahn wurden in der Region St. Gallen Schnupperabos für den ÖV angeboten. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Wir machen sehr gute Erfahrungen damit. Wenn sich jemand überlegt, vom Auto auf den ÖV umzusteigen, kauft er oder sie nicht direkt ein Monats- oder Jahresabo. Ein Zwischenschritt erleichtert den Umstieg. Einzelbillette oder Tageskarten werden schnell teuer, sind aufwändiger und wir verlieren die Kunden, bevor sie richtig angekommen sind. Mit dem Schnupperabo kann man den ÖV für 14 Tage in allen OSTWIND-Zonen für 40 Franken testen. Wird in den 30 Tagen nach Ablauf des Abos ein Jahresabo gelöst, gibt es zusätzlich 50 Franken Rabatt. Dieses Produkt setzen wir entsprechend gezielt für Aktionen ein.

(Interview: Cyrill Rüegger, Bild: OSTWIND)

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