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Sie schliessen den Thurgau an

Die Abteilung Öffentlicher Verkehr um Robert Dedecius, Daniel Zollinger und Stefan Thalmann stellt das ÖV-Angebot im Thurgau zusammen. Ein Balanceakt.

Verkuppler: Robert Dedecius, Daniel Zollinger und Stefan Thalmann sorgen für gute ÖV-Anschlüsse im Thurgau.

In verschiedenen Farben schlängeln sich die Linien über den grossen Bildschirm im Besprechungsraum: Robert Dedecius, Daniel Zollinger und Stefan Thalmann nehmen gerade die Bahn- und Buslinien in der Region Kreuzlingen unter die Lupe. Wo kann der Fahrplan noch besser den Wünschen und Bedürfnissen angepasst werden? Wie können einzelne Strecken beschleunigt werden, um den Anschluss zu gewährleisten? Und wie lässt sich sicherstellen, dass der Bus nicht im Feierabendverkehr stecken bleibt?

Dies sind nur einige der Fragen, mit denen sich das Team der Abteilung Öffentlicher Verkehr des Kantons Thurgau täglich beschäftigt. Seine Aufgabe? «Wir bauen das Bahn- und Busangebot kontinuierlich aus und optimieren es, um so den Anteil des ÖV am gesamten Verkehr weiter zu erhöhen», erklärt Abteilungsleiter Stefan Thalmann.

Stefan Thalmann, Leiter Abteilung ÖV

Stefan Thalmann, Leiter Abteilung ÖV

Lieblingsstrecke: PostAuto-Linie zwischen Weinfelden und Ermatingen.

Bevölkerung kann mitreden
Diese Aufgabe ist komplex: Die Abteilung ÖV bestellt die Betriebszeit, den Takt und die Anschlussqualität des ÖV bei den Transportunternehmen – also bei Thurbo, PostAuto und Co. Dabei gilt es laut Thalmann, die Bedürfnisse der Bevölkerung und der Gemeinden zu berücksichtigen und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit und die Finanzierbarkeit im Auge zu behalten.

Hinzu komme, dass viele Linien kantons- oder sogar länderübergreifend sind: «Die Bahn- und Busunternehmen erstellen aufgrund unserer Bestellung dann den konkreten Fahrplan.» Bei der Bestellung orientieren sich Stefan Thalmann und seine Kollegen in erster Linie an den Verkehrsflüssen: Wo das Mobilitätsaufkommen gross ist, bauen sie auch das Fahrplanangebot aus. Zentral sei dabei die optimale Anbindung an das regionale und das nationale Verkehrsnetz. «Das entlastet die Strasseninfrastruktur und steigert die Attraktivität des Thurgaus als Wohn- und Wirtschaftsstandort.»

Daniel Zollinger, Fachexperte Bus

Daniel Zollinger, Fachexperte Bus

Lieblingsstrecken: Buslinien mit Sicht auf den Bodensee und den Säntis.

Steht der Fahrplanentwurf fürs kommende Jahr, hat die Thurgauer Bevölkerung im Rahmen des ‹Fahrplanverfahrens› die Möglichkeit, Stellung zu nehmen. Diese Anregungen würden sehr ernst genommen, betont Thalmann. Trotzdem sei es angesichts des komplexen ÖV-Systems, in welchem die Anschlüsse teils minutengenau abgestimmt seien, nicht möglich, alle Wünsche zu erfüllen. «Wir befinden uns immer im Spagat zwischen den vielen Wünschen und dem Machbaren.»

Öffentliche Hand bezahlt Hälfte der Kosten
Ein viel genannter Wunsch, der mit dem kommenden Fahrplanwechsel erfüllt werden kann, ist der durchgehende Halbstundentakt zwischen Weinfelden, Bischofszell und St. Gallen. Auch bei den Buslinien werden Verbesserungen eingeführt. Generell soll das Busangebot in Zukunft stärker in den Fokus rücken, betont Daniel Zollinger mit Blick auf das in Erarbeitung befindliche ÖV-Konzept 2025–2030. Jeder Ausbau bringe indes höhere Kosten mit sich, gibt er zu bedenken.

Robert Dedecius, Fachexperte Bahn und Schiff

Robert Dedecius, Fachexperte Bahn und Schiff

Lieblingsstrecke: Bahnlinie Rorschach bis Schaffhausen entlang des Bodensees und Rheins.

Hinzu komme, dass die Kosten im Transportbereich – wie in den meisten Branchen – in letzter Zeit stark gestiegen seien. Das liege insbesondere an den Energiepreisen und der allgemeinen Teuerung, präzisiert Robert Dedecius. Dadurch stiegen einerseits die Billettpreise, andererseits die Abgeltungen von Bund, Kantonen und Gemeinden: «Grundsätzlich bezahlen die Kunden im regionalen ÖV mit dem Billett rund die Hälfte der Kosten, die andere Hälfte übernimmt die öffentliche Hand.» Darüber hinaus halte das Thema Ökologie die Abteilung ÖV auf Trab: «Der Schienenverkehr ist seit Langem elektrisch unterwegs. Bald soll dies auch für den Busverkehr Realität sein», betont Daniel Zollinger. Mit den Transportunternehmen sei bereits eine Roadmap zur Elektrifizierung der Busflotten ausgearbeitet worden.

(Text: Cyrill Rüegger, Bilder: Patrick Itten)